Prostitution ist irgendwie für viele Leute sehr unmoralisch und Lee Hyeong findet das verlogen. Sex hatte wenig mit Liebe zu tun, für ihn war das mehr als eindeutig. Sex ist für ihn angenehm, es werden Hormone im Körper ausgestoßen und es macht einen glücklich, zufrieden und für einen kurzen Moment ist die Welt in Ordnung. Selbst in dem hypothetischen Fall, dass eine Pandemie dein Leben seit fast zwei Jahren in Geiselhaft hält und es sich anfühlt, als würden langsam alle um dich herum verrückt werden, bringt Sex ihm einen kurzen Moment Serotonin. Sex ist ehrlich, entweder war er gut und du kommst zum Orgasmus oder er war scheiße und dann gehst du frustriert ins Bett. Liebe ist zu kompliziert für den Halbkoreaner, dessen einzige Verbindung zu seinem Vater sein Nachname ist. Liebe ist unehrlich und wird oft genutzt um Menschen zu zwingen und zu binden. Warum sonst hört sich der Spruch aus Herr der Ringe "Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden" wie das Ehegelübde einer sehr ungesunden Verbindung an? Liebe kann er einfach nicht nachvollzielen, bisher hatte er keine romantischen Gefühle und seit einiger Zeit kennt er sogar die Definition aromantic, mit der er sich sehr gut identifiziert. Romantische Gesten, öffentliche oder private Liebesgeständnisse, Rosen, Geschenke, das alles ist ihm eher unangenehm. Gegenüber seiner Familie kann er teilweise schon seine Gefühle ausdrücken, aber wenn eher in nüchternen Unterhaltungen und nicht durch zärtliche Umarmungen. Nüchtern ist er ziemlich oft. Nicht weil er dem Alkohol entsagt, sondern weil seine Art ziemlich trocken ist. Er ist schlagfertig und nicht auf den Mund gefallen. Geht man ihm auf die Nerven, sagt er das ziemlich deutlich. Ebenso macht er auch ziemlich schnell seinem Umfeld klar, dass er der materielle Typ ist. Er ist nicht geizig und würde seine Mutter nicht für ein paar schnelle Kröten verkaufen. Aber er schätzt das Geld und den Luxus den es mit sich bringt. Es muss schon das neuste Handymodell sein und der schicke Laptop. Er trägt keine Rollex, weil das viele Gold ihn abstößt, aber trotzdem hat seine Uhr schon ein bisschen Geld gekostet. Seine Anzüge sind nicht billig und auch beim Frisör darf es mehr kosten. Er ist gepflegt, achtet auf sein Aussehen und sein Image. Das ging so weit, dass er während seiner Zeit im Escort Service anfing Koreanisch zu lernen, was er vorher immer verweigert hatte, um seinem asiatischen Touch die richtige Note zu verleihen. Er spricht es nicht wirklich fließend, aber flüssig genug um es Außenstehenden weiß zu machen. Fragt man ihn, ob er glücklich ist, würde der 37jährige das bejahen. Er ist glücklich, auch wenn er mehr oder weniger in den Tag hineinlebt, doch das tut er gerne.