Das Leben hat es bisher nicht besonders gut mit
Dahlia Anderson gemeint. Dabei wurde sie in eine glückliche Familie mit liebevollen Eltern hineingeboren. Als
Einzelkind eines Steuerberaters und einer Krankenschwester wurde ihr viel Aufmerksamkeit zuteil und es
fehlte ihr an nichts. Dann jedoch entdeckte ihr Vater die Geheimnisse seines Unternehmens, das im organisierten Verbrechen verwickelt war und alles schien den Bach runter zu gehen. Sie wurde in das
Zeugenschutzprogramm gesteckt, als Dahlia gerade einmal
sechs Jahre alt war. Danach hatte sie
genauso viele Namen wie Wohnorte, ihre Reise führte sie scheinbar durch ganz Australien, während der Prozess sich immer mehr in die Länge zog. Als Kind machte ihr das noch nicht so viel aus, doch je älter sie wurde, desto mehr wurde die Situation zur Belastung. Wann immer sie sich heimisch fühlte, ging es bereits weiter.
Nirgends konnte sie Wurzeln schlagen. Irgendwann gab sie in dieser Hinsicht einfach auf. Genauso wie sie den Traum eins Studiums einfach aufgab. Stattdessen machte sie über die Jahre eine
Ausbildung zur Pferdetrainerin & Reitlehrerin und arbeitete, wo immer man sie nahm, um wenigstens etwas Normalität zu haben. Die schien ihr aber einfach nicht vergönnt, denn kaum war der Prozess überstanden, band ihr das Schicksal den nächsten Stein ans Bein: einen
Stalker. Er ist mal da und mal nicht, doch Dahlia weiß, dass sie ihn nicht abschütteln kann. Diese Hoffnung ist längst gestorben. Dass man ihr nicht helfen kann, das hat man ihr schon auf vielen Polizeidienststellen gesagt und inzwischen fragt sie gar nicht mehr nach. Sie hat ihren
alten Namen wieder angenommen, den, unter dem sie geboren wurde, und versucht weiterzumachen so gut es geht. Meist bedeutet das spätestens
alle zwei Jahre eine neue Stadt. Wenn sie Glück hat, dauert es vielleicht sogar drei, bis da wieder die nächtlichen Anrufe kommen, die man anscheinend nie nachverfolgen kann und die Blumengeschenke, die sie gar nicht will. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die Menschen aus ihrem Umfeld zerstochene Reifen vorfinden oder ein eingeschlagenes Fenster. Das ist für die heute
36-Jährige immer das Zeichen weiterzuziehen, neu anzufangen, auch wenn sie langsam einfach keine Kraft mehr hat. Vielleicht ist das der Grund, warum es sie ausgerechnet zurück nach
Sunbury verschlagen hat, den einzigen Ort, den sie noch immer mit Geborgenheit verbindet. Ob der Job als Pferdetrainerin und Reitlehrerin auf Golden Meadows ihr endlich den erhofften Frieden bringt? Das wird wohl abzuwarten bleiben, wenigstens hat sie so erstmal ein neues Dach über dem Kopf...