Es ist Scott Robinson noch nie wirklich gut gelungen zu lügen. Schon als kleines Kind hatte man dem heute 36 Jährigen sofort von der Nasenspitze ablesen können, dass er flunkerte. Doch in seinen Jahren als Strafrechtsanwalt bei Gardner, Bird & Partners hat der gebürtige Australier gelernt, wie man einen waschechten Bluff auf den Tisch legt, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Scott ist gut in seinem Job, wirklich gut. Es war immerhin auch sein Ziel gewesen, in die wirklich großen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch dieser klopft ihm seither gerne lobend und mit einem stolzen Lächeln auf die Schulter. Scott hatte es geschafft. Er ist eigentlich genau dort, wo er sein wollte. Zusammen mit seinen zwei besten Freundinnen lebt er in einer Wohngemeinschaft in Carlton, wo er sich wirklich wohl fühlt. Das klingt alles ziemlich perfekt, oder? Doch warum ist dieser zuvorkommende, charmante und attraktive Mann eigentlich noch Single? Das fragt er sich selbst. Scott glaubt nicht zwingend an die große Liebe, aber er wünscht sich eigentlich schon eine Frau an seiner Seite. Die Richtige lief ihm einfach noch nicht über den Weg ... oder ist sie vielleicht sogar direkt vor seiner Nase und er ist einfach zu bind, um das zu erkennen?

Wenn die 26-jährige Maeve Robinson den Raum betritt, dann geht meistens die Sonne auf. Die junge Frau hat ein so fröhliches und liebevolles Gemüt, dass sie es häufig schafft, ein Lächeln auf die Gesichter um sich herum zu zaubern. Das ist auch ganz gut so, denn als Krankenschwester im Royal Melbourne Hospital hat sie häufig Menschen und vor allem Kinder um sich herum, die ein Lächeln gut gebrauchen können. Sie selbst weiß das nur zu gut, denn geboren als drittes Kind war sie die erste in der Familie, bei der man Asthma feststellte und dieses Asthma wiederum sorgte dafür, dass sie gleich dreimal in ihrem Leben eine chronische Lungenentzündung bekam, die sie jeweils für fast vier Monate an ihr Bett fesselte. Wo andere danach vielleicht vorsichtiger wurden, drehte Maeve, die von ihren Freunden häufig einfach Mae genannt wird, danach richtig auf. Wenn man schon ein solches Risiko mit sich herumträgt, dass das jederzeit wieder passieren konnte, dann musste man sein Leben erst recht genießen, das war ihre Devise. Entsprechend lässt sie sich von kaum etwas unterkriegen.
Ihre Familie liebt die 26-Jährige über alles, auch wenn ihr Bruder manchmal ein wenig mit seinem Beschützerinstinkt übertreibt. Aber sie ist dankbar für diesen Rückhalt und möchte ihn auf keinen Fall missen. Etwas Ähnliches wünscht sie sich auch einmal für ihre eigene Familie, denn immerhin einen Partner hat sie schon gefunden – und dieses Mal scheint es auch der für die Ewigkeit zu sein. Wäre da nur nicht das kleine Problem, dass viele Eigenschaften, die Maeve früher als beruhigend an ihm empfunden hatte, sie heute zu langweilen beginnen. Aber so direkt sie sonst ist und so gerne sie auch scheinbar ohne Punkt und Komma spricht – was ihr meist einen guten Draht zu Menschen ermöglicht – so wenig traut sie sich in ihrer Beziehung genau das auf den Tisch zu bringen. Und so fragt sich Maeve, ob es das an Spannung in ihrem Leben war, während Trent anfängt von Verlobung und Kindern zu sprechen. Wie lange das wohl noch gut geht?

Du wusstest schon früh, was du mit deinem Leben anfangen möchtest. Bereits als kleines Mädchen warst du verdammt neugierig und hast überall dein kleines Näschen reingesteckt. Du hast früh gelernt die Gesichter deiner Mitmenschen zu deuten und aus diesen zu lesen. Scott und Maeve sind für dich schon lange ein offenes Buch. Du bist meistens die Erste, die unter euch Geschwistern etwas bemerkt, was vermutlich sogar der Betroffene nicht einmal richtig zulässt oder sich eingestehen möchte. Du besitzt aber genug Feingefühl, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Das wäre dann doch eher Maeves Part. Den Hundeblick beherrscht du wirklich in Perfektion, Scott kann dir nie etwas abschlagen. Du bist ein kleiner Chaot und Tollpatsch. Deine Schlüssel? Die sind ständig weg. Aussperren aus deiner Wohnung tust du dich mindestens einmal im Monat. Die Männer vom Schlüsseldienst duzen dich bereits. Ist es also verwunderlich, dass du gerade dort die Liebe deines Lebens gefunden hast? Ja, er half dir zum vermutlich zehnten Mal in deine Wohnung und zum Dank ludst du ihn dann endlich mal auf einen Kaffee ein. Vor kurzem stellte er dir nun die Frage aller Fragen.