Nessa

Ethan Jayden Gallagher kann mit seinen 36 Jahren durchaus schon auf gute und auch schlechte Zeiten zurückblicken. Heute ist der ehrgeizige Mittdreißiger ein angesehener Inspector bei der Victoria State Police, aber das war nicht immer so. Früher war er das Pflegekind, das durch mehrere Familien gewandert ist. Sein Leben begann damit, dass seine Eltern weder ein Kind wollten, noch bereit für eines waren. Es war die Kinderfürsorge, die sich das erste Mal richtig um ihn kümmerte, bevor er in ein System kam, das weit von perfekt ist. Voller Zorn machte er es den Familien aber zugegebenermaßen auch nicht immer leicht. Es war letztlich Martha Gallagher, die ihn im Alter von 14 Jahren adoptierte und sich einfach nicht unterbekommen ließ. Sie kämpfte solange, bis er sie in sein Leben ließ, was von diesem Zeitpunkt an verdammt viel besser wurde. Er drehte seine Noten um fast 180 Grad, machte einen sehr guten Schulabschluss, setzte sich an sein Victorian Certificate of Education in Psychologie und konnte schließlich seine Ausbildung an der Victoria Police Academy beginnen. Man kann also sagen, heute hat er sein Leben im Griff. Und nicht nur das, er ist sogar verheiratet mit Gwen Croft, einer Sozialarbeiterin, die er durch die Arbeit kennenlernte. Es war Liebe auf den ersten Blick, die in mehreren Dates mündete, schließlich einer Beziehung, einer Eheund einem gemeinsamen Landhaus in South Sunbury. Wenn Ethan ehrlich ist, dann wünscht er sich nur noch den weißen Gartenzaun, das Kind und den Hund dazu, doch leider ist nicht mehr alles so golden wie vor dreieinhalb Jahren. Er weiß, dass seine Frau von Anfang an Geheimnisse hatte, doch er glaubte immer daran, dass sie sich ihm irgendwann anvertrauen würde können. Heute ist er sich dessen nicht mehr so wirklich sicher, genauso wenig wie er sich sicher ist, ob er sie noch so liebt wie früher…

Eileen Cahill kommt noch aus einer Zeit, in der man seine Kinder gerne nach den Vorfahren benannte. Da sie eine ältere Schwester hatte, war der Name der Großmutter väterlicherseits bereits vergeben, also wurde sie nach der Mutter ihrer Mutter benannt. Sie mag ihren Namen, ist aber vor allem ziemlich froh darüber, dass nicht so was komisches wie Ethelgard oder dergleichen rauskam. Oft wird sie eh einfach nur Ellie genannt - so stellt sie sich auch meistens vor - denn Eileen ist der Meinung, wer in einer Umgebung wie Sunbury den ganzen Namen benutzt, will einem bestimmt in den Allerwertesten kriechen oder hält sich für etwas Besseres und beides kann sie nicht leiden. Letztes Jahr hat Eileen ihren 75. Geburtstag gefeiert und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die rüstige Rentnerin genießt das Leben wie es kommt und feiert die Feste wie sie fallen. Dem ganzen Sternzeichenkram misst sie nicht viel bei, aus dem Grund ist es auch nicht ganz so wichtig, wann man Geburtstag hat. Nur dass September den tollen Vorteil mit sich bringt, dass man meist noch ganz herrlich im Garten feiern kann. Über 50 Jahre war Eileen verheiratet und das wirklich sehr glücklich. Der Verlust ihres Mannes hat ein großes Loch in ihrem Leben hinterlassen, doch ihre Kinder und Enkel haben es geschafft, das schnell wieder zu füllen. Einsam ist Ellie dadurch nicht geworden und sie weiß ganz genau, dass ihr Mann gewollt hätte, dass sie ihre letzten Jahren ebenfalls noch glücklich verbringt. Eileen mag alt sein und sie hat in ihrem Leben viel erlebt und durchgemacht. Aber man sollte sie keineswegs zum alten Eisen rechnen. Sie ist nach wie vor sehr aktiv. Manche sagen, dass ist der Grund, warum sie im Alter noch so fit ist. Andere, wie sie selbst, schieben das auf den in Öl eingelegten Knoblauch, von dem sie jeden Abend eine Zehe ist. Noch immer gibt sie ihr Bestes im Veranstaltungskomitee, ist im Buchclub und geht jeden Tag bei jedem Wetter ihre Runde spazieren Ja, sie geht sogar manchmal noch gerne tanzen, einfach weil sie das schon immer gemacht hat und außerdem muss es irgendjemand ja mal der Jugend beibringen! Mit ihr kann man viel Spaß haben, aber genauso gut eine Schulter zum Anlehnen finden, hat sie doch immer ein offenes Ohr. Meist weiß sie einen guten Rat und den neusten Klatsch, sind ihre Bridge-Runden am Freitag-Abend mit genauso viel Sherry wie Punkten, wie man munkelt, und einem Altersdurchschnitt von mindestens 70 legendär.

Das Leben hat es bisher nicht besonders gut mit Dahlia Anderson gemeint. Dabei wurde sie in eine glückliche Familie mit liebevollen Eltern hineingeboren. Als Einzelkind eines Steuerberaters und einer Krankenschwester wurde ihr viel Aufmerksamkeit zuteil und es fehlte ihr an nichts. Dann jedoch entdeckte ihr Vater die Geheimnisse seines Unternehmens, das im organisierten Verbrechen verwickelt war und alles schien den Bach runter zu gehen. Sie wurde in das Zeugenschutzprogramm gesteckt, als Dahlia gerade einmal sechs Jahre alt war. Danach hatte sie genauso viele Namen wie Wohnorte, ihre Reise führte sie scheinbar durch ganz Australien, während der Prozess sich immer mehr in die Länge zog. Als Kind machte ihr das noch nicht so viel aus, doch je älter sie wurde, desto mehr wurde die Situation zur Belastung. Wann immer sie sich heimisch fühlte, ging es bereits weiter. Nirgends konnte sie Wurzeln schlagen. Irgendwann gab sie in dieser Hinsicht einfach auf. Genauso wie sie den Traum eins Studiums einfach aufgab. Stattdessen machte sie über die Jahre eine Ausbildung zur Pferdetrainerin & Reitlehrerin und arbeitete, wo immer man sie nahm, um wenigstens etwas Normalität zu haben. Die schien ihr aber einfach nicht vergönnt, denn kaum war der Prozess überstanden, band ihr das Schicksal den nächsten Stein ans Bein: einen Stalker. Er ist mal da und mal nicht, doch Dahlia weiß, dass sie ihn nicht abschütteln kann. Diese Hoffnung ist längst gestorben. Dass man ihr nicht helfen kann, das hat man ihr schon auf vielen Polizeidienststellen gesagt und inzwischen fragt sie gar nicht mehr nach. Sie hat ihren alten Namen wieder angenommen, den, unter dem sie geboren wurde, und versucht weiterzumachen so gut es geht. Meist bedeutet das spätestens alle zwei Jahre eine neue Stadt. Wenn sie Glück hat, dauert es vielleicht sogar drei, bis da wieder die nächtlichen Anrufe kommen, die man anscheinend nie nachverfolgen kann und die Blumengeschenke, die sie gar nicht will. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die Menschen aus ihrem Umfeld zerstochene Reifen vorfinden oder ein eingeschlagenes Fenster. Das ist für die heute 36-Jährige immer das Zeichen weiterzuziehen, neu anzufangen, auch wenn sie langsam einfach keine Kraft mehr hat. Vielleicht ist das der Grund, warum es sie ausgerechnet zurück nach Sunbury verschlagen hat, den einzigen Ort, den sie noch immer mit Geborgenheit verbindet. Ob der Job als Pferdetrainerin und Reitlehrerin auf Golden Meadows ihr endlich den erhofften Frieden bringt? Das wird wohl abzuwarten bleiben, wenigstens hat sie so erstmal ein neues Dach über dem Kopf...

Manche kennen den Namen Riley Daniel Watson vielleicht als Sieger diverser Westernreit-Wettkämpfe, vor allem in den Disziplinen Reining und Trail. Andere wiederum kennen den Namen vielleicht als Erben der Golden Meadows Ranch, auf welcher er als heute ältester Sohn der Watson-Familie lebt und arbeitet. Vor allem aber kennt man den 36-Jährigen in Sunbury für seine Hilfsbereitschaft und Kameradschaft. Diese Eigenschaften hat der alleinerziehende Vater einer vierjährigen Tochter noch nie verloren, ganz gleich welche Steine ihm das Schicksal in den Weg gelegt hat. Und davon gab es bereits einige: den Tod seines älteren Bruders Alexander nach einer Krebserkrankung, die Scheidung seiner Eltern oder aber jene Nacht in der die Mutter seiner Tochter die Ranch in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einfach verlassen, das gemeinsame Konto geplündert, ihre Tochter und ihn einfach zurückgelassen und sich nach Syndey abgesetzt hat. Das Leben hat es also trotz eines beträchtlichen Familienvermögens nicht immer gut mit ihm gemeint, doch davon hat Riley sich nie unterkriegen lassen. Schon alleine für seine Tochter musste er doch stark sein. Dennoch hat er der Liebe heute so gut wie abgeschworen – denkt er zumindest. Gäbe es da nur nicht diese rothaarige Schönheit, die ihm öfter in den Gedanken herumschwirrt als ihm lieb ist. Was aber vollkommen unsinnig ist, immerhin ist sie mehr als zehn Jahre jünger als er…

Die 17-jährige Sierra Rowland wuchs in einem glücklichen Elternhaus mit liebevollen Eltern, großartigen Großeltern und einem tollen Onkel auf. Nicht zu vergessen war dabei ihr Zwillingsbruder, Sawyer, denn die beiden waren von Geburt an unzertrennlich. Dann jedoch schlug das Schicksal zu und die beiden Kinder verloren im Alter von 11 Jahren ihre Mutter. Als wäre das nicht schlimm genug, beschloss ihr Vater danach zurück zur Army zu gehen, so dass die Zwillinge bei den Großeltern und ihrem Onkel Caleb aufwuchsen. Sierra war darüber nie sauer, aber doch zutiefst enttäuscht. Trotzdem war sie schon immer eine gute Schülerin, fand sie im Lernen doch Trost. Im Lernen und in ihren Freunden, von denen sie nie viele, aber dafür sehr gute hatte.
Mit den Jahren kam in Sierra immer mehr der Wunsch auf, beruflich etwas mit Tieren zu machen. So kann sie es kaum erwarten, bis die Schulzeit endlich hinter ihr liegt und sie ihren Traumberuf Tierarzt ergreifen kann. Noch drückt sie allerdings in der 12. Klasse die Schulbank des Sunbury Downs College und hofft auf einen guten Abschluss. Um jetzt schon etwas zu bewirken, hilft sie allerdings im hiesigen Tierheim aus.
Auch die Jungs spielen im Leben der 17-Jährigen natürlich eine kleine Rolle – allerdings nur eine kleine. Nach einer schlechten Erfahrung hat Sierra nicht das Bedürfnis, sich in eine Beziehung zu stürzen und ist eigentlich als Single eigentlich sehr glücklich.

Sam Oscar Wilde, der seinen Zweitnamen in weiser Voraussicht meist verschweigt, wurde als zweiter Sohn der Familie Wilde geboren und ist in Sunbury aufgewachsen. Als Teil einer Polizistenfamilie munkelten viele, dass der Weg, den er einschlagen würde, wohl klar wäre. Doch die angespannte Beziehung zu seinem Bruder, die letztlich in einer Prügelei endete, die wiederum dafür sorgte, dass die Polizei eine Party auflöste und die Tatsache, dass er seinen Vater, der Soldat war, immer verehrte, sorgten dafür, dass es anders kam. Er trat der Army bei und absolvierte nicht nur die Grundausbildung, sondern auch eine vollständige Ausbildung zum Medic. Die vielen Auslandseinsätze, die er absolvierte, sorgten nicht nur für etliche unschöne Träume, die ihn heute noch verfolgen, sondern auch dafür, dass er nie wirklich eine Familie gründen wollte. Trotzdem gibt es da diese eine Frau, die er in einem Hochzeitskleid aufgegabelt hat und die ihm nach einer wundervollen Nacht seit vier Jahren nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist.
Viele Jahre diente Sam seinem Land, dann jedoch sorgte eine Bombe dafür, dass er viele Freunde und einen Großteil seines Hörvermögens auf dem linken Ohr verlor. Er wurde ehrenhaft entlassen und kam zurück nach Sunbury, wo er sich ein Landhaus kaufte und bei der Feuerwehr als Medic tätig wurde. Mit diesem ruhigeren Leben kam tatsächlich auch nach und nach der Wunsch nach einer eigenen Familie und danach, die Beziehung zu seinem Bruder wieder zu kitten. Sam ahnt jedoch nicht, dass das alles näher ist als gedacht, noch rechnet er damit, dass das alles auf den Kopf stellen wird.

James Adam Temple, von Freunden nur Jamie genannt, wurde vor 36 Jahren in Sunbury geboren, wo er eigentlich alles hatte, was man sich wünschen konnte. Eine liebevolle Mutter, ein schönes Haus mit großem Garten, tolle Freunde und die Großmutter in unmittelbarer Nähe. Es war ein Paradies für ein Kind. Leider jedoch nicht für seine Eltern, weswegen er mit acht Jahren nach Melbourne umziehen musste. Vom Land in die Großstadt war durchaus eine Veränderung, aber eine, die er nach und nach lieben lernte. Trotzdem blieben die Ferienausflüge nach Sunbury immer ein Highlight. Nach der Schule hätte er ganz leicht in die familieneigene Firma Temple Technologies, gegründet von seinem Großvater und geführt von seinem Vater einsteigen können, doch auch wenn ihn Computer und das ganze Drumherum immer sehr interessierten, so wollte er doch eher einen Beruf, bei dem er anderen Menschen helfen konnte. Es kam zum Streit mit seinem Vater, doch Jamie blieb sich selbst treu. Trotz der wahrgemachten Drohung, ihn zu enterben, fing er eine Ausbildung bei der Feuerwehr an und übt diesen Job heute hauptberuflich aus. Mit den Jahren kletterte er die Karriereleiter hoch und das versöhnte seinen Vater wieder ein wenig. Auch wenn das Verhältnis der beiden heute noch immer ein wenig angespannt ist, so fand längst eine Aussprache statt und Jamie ist auch wieder im Testament berücksichtigt. Leider schmiss ihm das Leben weitere Steine in den Weg, denn kurz nachdem er den Verlobungsring eines Anderen bei seiner Freundin gefunden hatte, ging auch ein Einsatz schief. Jamie nennt es schief gehen, auch wenn er dafür belobigt wurde und eigentlich sogar befördert werden sollte, denn immerhin hat er zwei Kinder und einen Kollegen aus einem brennenden Haus gerettet, wo andere schon aufgegeben hätten. Aber das alles zählt für ihn nicht, denn sein Freund und Kollege ist seitdem querschnittsgelähmt und der Blondhaarige wusste nicht so recht, wie er damit weitermachen und dessen Frau jeden Tag ins Gesicht blicken sollte. Von daher kam es ihm gerade recht, dass sich Berichte aus Sunbury häuften, die vermuten ließen, dass seine Großmutter wirklich etwas Hilfe gebrauchen könnte. Er brach die Zelte ab, bewarb sich als Station Officer bei der Feuerwehr in Sunbury, wurde angenommen und hat entsprechend seinen Wohnort zurück zu seinem Geburtsort verlegt. Neue Umgebung, neue Gesichter, das ist genau das, was er jetzt gebrauchen kann. Allerdings ahnt er nicht, dass seine pikante Chatliebelei Wonderwoman1103 ausgerechnet Sunbury ihre Heimat nennt...

Gemma McLeod hatte es auf den ersten Blick in ihrem Leben doch bisher eigentlich gut. Mit ihren 28 Jahren ist sie so gut wie verlobt, hatet als Bibliothekarin ein geregeltes Einkommen und eigentlich fehlen doch nur noch die Kinder. Gut, dass ihre Mutter an Krebs erkrankte, die letzten Jahren gepflegt werden musste und kürzlich verstarb, ist tragisch. Doch dadurch erbt sie auch noch ein Landhaus. Ist die Trauer also überwunden, könnte alles perfekt sein. Doch leider ist es alles andere als das, denn was niemand sieht, sind die aufgegebenen Träume und die große Frage, ob es wirklich das ist, was sie will. Denn eigentlich wollte Gemma immer Sängerin werden, ist die Musik doch ihr Leben und ihre Zuflucht. Da ihre Familie jedoch über alles geht, verwarf sie die Pläne an ein entsprechendes Studium nach einem Herzinfarkt ihres Vaters und dann der Diagnose ihrer Mutter schnell wieder. Stattdessen führte sie das Leben der braven Tochter und Lebensgefährtin mit ihrem Schul-Sweetheart. Sie blieb in ihrem Geburtsort Sunbury, auch wenn sich immer wieder die Frage aufdrängte, ob das wirklich alles war, was sie vom Leben wollte. Jetzt ist ihr Vater jedoch längst wieder voll genesen und ihre Mutter an einem besseren Ort. Als dann ihre bessere Hälfte mit dem Mund voller Frühstücksflocken und zwischen der Frage nach der Milch und wo denn der Hausschlüssel sei, einwarf, dass es ja jetzt mal Zeit wäre zum heiraten und sie am Wochenende ja mal einen Termin suchen konnten, legte sich plötzlich der Schalter um. Gemma packte ein paar Sachen zusammen und floh, bevor der Alltag sie vollkommen erdrücken konnte. Ihr Ziel war Melbourne, doch wie es von dort aus weitergehen soll, das weiß die 28-Jährige noch nicht so wirklich. Aber alles ist besser als an der Eintönigkeit zu ersticken.

Jeanne hat in ihrem 35-jährigen Leben schon einiges erlebt, aber auch einiges erreicht. Sie wurde als älteste von drei Geschwistern geboren, wobei sie sechs Jahre von ihrem Bruder und sogar 16 Jahre von ihrer Halbschwester trennen. Dennoch haben die drei ein enges geschwisterliches Band, das Jeanne nicht missen möchte. Während ihre Geburt und Kindheit friedlich verlief, wenn auch von einer sehr strengen Mutter geprägt war, so trennten sich ihre Eltern schließlich, als Jeanne ein Teenager war. Während ihr Bruder bei ihrem Vater leben wollte, sollte sie eigentlich bei ihrer Mutter bleiben, doch die versuchte die damals 13-Jährige so sehr gegen ihren zukünftigen Ex-Mann auszuspielen, dass Jeanne sich doch anders entschied. Sie wuchs also bei ihrem Vater und später dann dessen neuer Frau auf und hatte erneut eine glückliche Familie.
Einige Zeit lang sah es sogar so aus, als wollte sie ihrem Vater beruflich nacheifern, doch während sie die Liebe zu Computern mit ihm teilte, wollte sie Menschen helfen, wo er froh war, nur mit Zahlen zu tun zu haben. Ein wenig schlugen da dann wohl doch die Gene ihrer Mutter durch. So startete Jeanne ein Informatik-Studium, während dem sie entdeckte, dass nicht nur Männer für sie anziehend sein konnten, sondern auch Frauen. Etwas, das sie nie an die große Glocke hängt, jedoch auch nie versteckt. Sie ist eben wie sie ist, das ist in ihrem Augen nichts, wofür man sich zu schämen hat.
Ihr beruflicher Werdegang führte sie letztlich zur Australian Federal Police, bei der sie heute als Federal Agent arbeitet. Ihr Spezialgebiet ist dabei Cybercrime in Verbindung mit Menschenhandel. Auch die Liebe kam nicht zu kurz, lernte sie doch durch puren Zufall James kennen, der heute ihr Lebensgefährte ist. Da sie beide viel unterwegs sind, kamen sie relativ schnell zu einer Abmachung: Jeder lebte seinen Lebenstraum und die wenige gemeinsame Zeit wurde einfach genossen. Doch sollte jemals einer von ihnen das Bedürfnis nach einer sesshafteren Beziehung haben, so konnte er das jederzeit einfordern. Jeanne ahnt jedoch nicht, dass James genau das in nahe Zukunft wirklich vor hat…

Eigentlich lebt Daniel Rigby mit seinen 35 Jahren ein wunderbar klischeehaftes Leben wie aus dem Bilderbuch. Gut, sein älterer Bruder sorgt für die ein oder andere Schlagzeile, über die vermutlich jede Familie gequält die Augen schließen würde. Und seine ältere Schwester muss sich den Ruf gefallen lassen, dass sie Männer hast – was vielleicht ein klein wenig stimmt. Aber das ändert nichts daran, dass er in eine intakte, liebevolle Familie hineingeboren wurde. Seiner Mutter war es immer wichtig, dass die Geschwister sich verstehen, und so ist das Band der drei auch jetzt, im Erwachsenenalter, sehr eng. Dazu kommt, dass seine Eltern immer eine Ehe geführt haben, die er stets bewunderte und sich insgeheim zum Vorbild nahm.
Kein Wunder also, dass er gut durch die Schulzeit kam, dank sehr guter Freunde mit seinem Schul-Schwarm zusammenkam, der dann seine Schul-Liebe und letztlich auch seine Ehefrau wurde. Inzwischen führen sie seit zwanzig Jahren eine Beziehung und seit zehn Jahren eine Ehe und an den meisten Tagen hat man das Gefühl, dass kein Blatt zwischen sie passt. An den anderen sind sie einfach unzertrennlich.
Auch beruflich lief bisher alles rund. Nach einem Abschluss und einem entsprechenden Studium, verwirklichte er sich seinen Berufswunsch mit Disziplin und Ehrgeiz. Heute ist er Detective Inspector bei der Victoria State Police, bei der auch seine Schwester Paisley arbeitet. Zum perfekten Glück fehlt jetzt nur noch die Erfüllung des heißersehnten Babywunschs und ein Haus in Sunbury, wo man seine Kinder sorgenfrei im Grünen großziehen kann. Doch leider ist das Leben manchmal einfach kein Wunschkonzert…

Eine Weile sah es ganz so aus, dass das Leben von Lilian Bennett-Hale alles hatte, was man so brauchte. Die heute 34-Jährige wuchs in einer liebevollen Familie auf, hatte den besten Bruder, den man sich wünschen konnte und war schon von klein auf mit sehr viel Ehrgeiz gesegnet. Während der Kindheit floss dieser Ehrgeiz in ihr Klavierspiel, später dann in ihre Schulnoten, so dass sie natürlich einen hervorragenden Schulabschluss machte. Sie blieb mit ihrem Schul-Sweetheart zusammen, der ihr zum 26. Geburtstag einen Heiratsantrag machte, schrieb ihre Doktorarbeit und trat letztlich eine Stelle als Psychologin an. So konnte sie Menschen helfen, etwas zurückgeben, wie sie immer sagte. Lilian Bennett-Hale hatte und hat einen hervorragenden Ruf als Psychologin, nur wie es oftmals so ist, sich selbst konnte sie nicht helfen. Je häufiger ihr Mann auf Auslandseinsätzen war, desto mehr veränderte er sich. Reden funktionierte nicht, eine Therapie lehnte er ab und während Lilian daran glauben wollte, dass alles gut werden würde, eskalierten die alltäglichsten Unterhaltungen immer mehr. Das erste Mal, dass er die Hand gegen sie erhob, war ein Versehen, denn er hatte sie tatsächlich gar nicht treffen wollen. Doch von da an ging es noch stärker bergab. Lilian war schon immer eine starke Frau, doch ihr Stolz verboten es ihr, um Hilfe zu bitten. Die brauchte sie aber, denn zu reparieren war nicht mehr viel, etwas, was ihr Bruder Scott glücklicherweise in ihren Kopf hineinbrachte. Heute hat sie sich von ihrem Mann getrennt, lebt wieder alleine im gemeinsamen Haus, das eh von ihrem Geld gebaut wurde und strebt die Scheidung an. Inzwischen kann sie schon wieder lachen, wäre da nur nicht die Tatsache, dass ihr baldiger Ex-Mann noch nicht mit dem Thema abgeschlossen hat, was immer wieder für Ärger sorgt…

Savannah Buckley wurde als Dritte von insgesamt sechs Geschwistern geboren. Da ging es schon manchmal turbulent zu, aber man war auch nie alleine und hatte stets Rückhalt. Den hat sie auch immer von ihren Eltern erfahren, ganz gleich ob es darum ging, dass sie während der Schulzeit öfter gerne ihre Hausaufgaben vergaß oder zur Studienzeit ihre wilde Phase Phase mit Piercings und gefärbten Haaren nachholte. Umso schmerzhafter war letztlich jedoch der Verlust ihrer Eltern durch einen Unfall. Dieser Schicksalsschlag hat Savannahs Leben auf den Kopf gestellt – jedoch im positiven Sinne, versuchte sie doch, die Version von sich zu werden, die ihre Eltern stolz gemacht hätte. Vorbei war die wilde Partyzeit und auch das IT-Studium, denn mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Floristin konnte sie ihre Familie finanziell viel besser unterstützen.
Sechs Jahre später bot sich ihr die Gelegenheit, den Blumenladen zu kaufen, in dem sie arbeitete und Savannah zögerte nicht. Immerhin hatte sie nicht umsonst die letzten Jahre mit zwei Jobs hantiert, um sich diesen Traum irgendwann einmal erfüllen zu können. Heute ist sie also stolze Besitzerin eines gut laufenden Blumenladens. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem ihr ihr langjähriger Lebenspartner einen Antrag machte, offiziell ist sie also verlobt. Dass das vermutlich nur ein letzter Versuch war, die angeschlagene Beziehung zu retten, wurde Savannah erst bewusst, als sie die schlimmste Nacht ihres bisherigen Lebens erlebte. Gerade als sie ihren Verlobten am meisten gebraucht hätte, konnte sie ihn nicht erreichen und erwischte in kurz darauf mit der Nachbarin im Bett.
Diese Ereignisse waren Anlass genug für Savannah, dass sie zurück nach Sunbury kehrte und derzeit mit ihren Geschwistern wieder im Elternhaus lebt. Für die Arbeit pendelt sie nach Melbourne, denn sich unterkriegen lassen kam für sie noch nie in Frage. Ihren Noch-Verlobten geht sie jedoch auch konsequent aus dem Weg.

Wenn die 26-jährige Maeve Robinson den Raum betritt, dann geht meistens die Sonne auf. Die junge Frau hat ein so fröhliches und liebevolles Gemüt, dass sie es häufig schafft, ein Lächeln auf die Gesichter um sich herum zu zaubern. Das ist auch ganz gut so, denn als Krankenschwester im Royal Melbourne Hospital hat sie häufig Menschen und vor allem Kinder um sich herum, die ein Lächeln gut gebrauchen können. Sie selbst weiß das nur zu gut, denn geboren als drittes Kind war sie die erste in der Familie, bei der man Asthma feststellte und dieses Asthma wiederum sorgte dafür, dass sie gleich dreimal in ihrem Leben eine chronische Lungenentzündung bekam, die sie jeweils für fast vier Monate an ihr Bett fesselte. Wo andere danach vielleicht vorsichtiger wurden, drehte Maeve, die von ihren Freunden häufig einfach Mae genannt wird, danach richtig auf. Wenn man schon ein solches Risiko mit sich herumträgt, dass das jederzeit wieder passieren konnte, dann musste man sein Leben erst recht genießen, das war ihre Devise. Entsprechend lässt sie sich von kaum etwas unterkriegen.
Ihre Familie liebt die 26-Jährige über alles, auch wenn ihr Bruder manchmal ein wenig mit seinem Beschützerinstinkt übertreibt. Aber sie ist dankbar für diesen Rückhalt und möchte ihn auf keinen Fall missen. Etwas Ähnliches wünscht sie sich auch einmal für ihre eigene Familie, denn immerhin einen Partner hat sie schon gefunden – und dieses Mal scheint es auch der für die Ewigkeit zu sein. Wäre da nur nicht das kleine Problem, dass viele Eigenschaften, die Maeve früher als beruhigend an ihm empfunden hatte, sie heute zu langweilen beginnen. Aber so direkt sie sonst ist und so gerne sie auch scheinbar ohne Punkt und Komma spricht – was ihr meist einen guten Draht zu Menschen ermöglicht – so wenig traut sie sich in ihrer Beziehung genau das auf den Tisch zu bringen. Und so fragt sich Maeve, ob es das an Spannung in ihrem Leben war, während Trent anfängt von Verlobung und Kindern zu sprechen. Wie lange das wohl noch gut geht?

Alannah Malone wuchs in einer liebevollen Familie als mittleres von drei Kindern auf. Typisch Sandwich-Kind nahm sie früh die Rolle der Vermittlerin ein und entwickelte rasch ein großes Gerechtigkeitsempfinden. Ganz die Mama träumte sie von Kindesbeinen an davon, einmal etwas bewirken zu wollen. Lange strebte sie eine Karriere in der Staatsanwaltschaft an, bis sie jedoch feststellte, dass dieses Paragraphenreiten wirklich nicht ihres war. Dann bewarb sie sich auf dem AFP College in Barton, Canberra, wurde angenommen, schloss als Jahrgangsbeste ab und hängte eine Spezialisierung als Profilerin hinten dran. Sie nahm einen Job als Federal Agent an, wurde der Abteilung für Maßnahmen gegen den Menschenhandel zugeteilt und war verdammt gut in dem, was sie tat. Jahrelang ging es gut, bis jener Tag kam, der alles verändern sollte. Ein Einsatz ging schief und mit einem Mal war Alannah nicht nur ein paar Erfahrungen, sondern auch ein paar Narben reicher. Es dauerte eine ganze Weile, bis die heute 34-Jährige wieder ganz auf die Beine kam, doch als sie es tat, wusste sie, dass es Zeit für eine Veränderung wurde. Aufgrund von PTBS kam sie nicht nur in Therapie, sondern hängte auch ihren Job an den Nagel und schrieb stattdessen über das, was sie erlebt hatte. Als Autorin konnte sie gut leben, doch privat lief es immer noch nicht perfekt. Sie stellte ihrem Verlobten ein Ultimatum, welches er nicht einhalten konnte, was sie zwang sich zu trennen. Eine Trennung, die nicht gerade einfach über die Bühne ging. Danach wollte Alannah einen Neuanfang. Sie erfüllte sich den Traum vom Strandhaus in Williamstown und beschloss, sich ganz auf ihr nächstes Buch zu konzentrieren. Wäre da nur nicht dieser Nachbar, der ihre Nächte mit seinen Partys schlaflos und sie selbst viel schreckhafter macht, als sie es zugeben möchte.

33 Jahre alt ist Drew Haynes inzwischen und seit neuestem alleine auf der Welt. Ein Einzelkind war er schon immer, zumindest ist es das, was er die ganze Zeit dachte, aber nachdem seine Mutter verstarb als er zehn Jahre alt war, folgte sein Vater nun ebenfalls vor kurzem. Was Drew davon halten soll, das wüsste er gerne selbst, denn die Beziehung zu seinem Vater war immer mehr als schwierig. Trotzdem war er sein Vater und das Haus, das er jetzt in Sunbury erbt, steckt voller Erinnerungen. Rückhalt und Ablenkung findet er dabei bei seinen Teamkollegen des 2nd Commando Regiment, wo er als Sergeant und Hundeführer dient. Es war nicht unbedingt sein Lebenstraum, einmal zur Army zu gehen, doch es war der Weg, von dem er dachte, dass er ihm die Anerkennung seines Vaters sichern würde. Also durchlief er direkt mit 18 Jahren die Grundausbildung, diente zunächst als Private und kam dann zu den Special Forces, womit er das schaffte, was sein Vater nie geschafft hatte. Anerkennung seines alten Herren brachte es ihm nicht, aber ein Team, das für ihn längst mehr Familie geworden ist als die, mit der er durch Blut verbunden ist. Heute würde er keinen anderen Weg mehr einschlagen wollen, auch wenn es ihn die Frau gekostet hat, die er noch immer von ganzem Herzen liebt. Aber die Partnerin eines Soldaten zu sein ist eben nicht etwas für jedermann, weswegen er versucht, mit der frischen Trennung zurechtzukommen und nicht zurückzublicken.

Vor 32 Jahren wurde Nathaniel Lahey, der heute von allen nur noch Nate gerufen wird, in Melbourne geboren. Er war das erste Kind einer alleinerziehenden Mutter, deren einziger und größter Fehler es war, dass sie einen schrecklichen Männergeschmack hatte. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, dafür aber immer alle Liebe und Zuwendung von seiner Mutter bekommen, die man sich nur wünschen könnte. Geld war immer knapp, die Wohnung zu klein, er teilte sich selbst als Teenager immer noch ein Zimmer mit seinem kleinen Bruder. Gestört hat ihn das nie, denn er war schon immer ein Familienmensch durch und durch. Allerdings hatte er auch schon immer Prinzipien und ein unglaubliches großes Gerechtigkeitsempfinden. Schon als Kind spielte er gerne Polizist, weswegen sein Karrierepfad wohl vorausbestimmt war. Er setzte alles dran, erfolgreich zu sein, lernte hart, trainierte noch härter und bestand die Abschlussprüfungen in der Schule wie auch die Polizeiausbildung mit Bravour. Danach wurde alles besser. Mit seinem Gehalt konnte er seine Mutter unterstützen, es ermöglichen, dass sie mit seinen Geschwistern in eine bessere Wohngegend zog und sich sogar selbst eine eigene Wohnung leisten. Nur mit einer Beziehung wollte es nie so recht klappen. Auf drei ernsthafte, die den Namen auch verdienen, kann Nate bisher zurückblicken und alle drei sind daran gescheitert, dass die Arbeit stets wichtiger war. Vielleicht soll es einfach nicht sein und er ist eben doch eher für das Single-Dasein gemacht. Für ihn ist das okay, er hielt sein Leben trotzdem immer für gut. Und dann kam jener Tag vor drei Monaten, an dem die Kollegen vor der Tür standen und ihm mitteilten, dass sein Halbbruder an einer Überdosis verstorben war. Nate zog es den Boden unter den Füßen weg, seine Welt brach zusammen. Noch mehr als sich herausstellte, dass es unmöglich schien, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Zum ersten Mal begann er daran zu zweifeln, dass sein Job wirklich etwas bewirken konnte, dass es ausreichte das zu tun, was man tun konnte. Der Fall wurde zu den ungelösten gelegt und Nate beschloss, eigene Wege zu gehen. Er konnte es nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn das bedeutete, dass er seine eigenen Prinzipien verbiegen musste. Woher hätte er auch wissen sollen, wozu das noch alles führen würde?

Jayden Michael Parker, der von Freunden oft einfach Jay gerufen wird, ist heute 37 Jahre alt und hat in seinem Leben schon so einige wichtige Personen verloren. Es ging vermutlich los mit seinem Vater, der bei Nacht und Nebel verschwand, als seine Mutter mit seiner kleinen Schwester schwanger war. Als er 24 Jahre alt war, verlor er seine Mutter an Krebs. Mit 26 Jahren seinen besten Freund bei einem Helikopterabsturz. Und jetzt erst kürzlich verstarb seine Noch-Ehefrau bei einem Autounfall, einfach weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war und somit den Weg eines Betrunkenen kreuzte. Das Schicksal hat es also nicht immer gut mit Jayden gemeint, der sich daran festhält, was er dafür noch alles in seinem Leben hat. Das ist nämlich zum einen die tollste kleine Schwester, die sich jemand wünschen kann und zum anderen zwei wundervolle Kinder, für die er alles tun würde. Und für die versucht der alleinerziehende Vater im Moment auch alles nach dem Tod ihrer Mutter auf die Reihe zu bekommen. Das beinhaltete einen Umzug in ein kleines Häuschen nach Sunbury South und einen geregelten Alltag, der irgendwie auch bestehen kann, wenn seine Beurlaubung Ende Februar ablaufen wird. Dann soll er nämlich wieder als Staff Sergeant bei den Special Forces, genauer gesamt beim 2nd Commando Regiment, sein Team führen. Wie das funktionieren soll, weiß Jay noch nicht so genau, aber er war noch nie jemand gewesen, der einfach aufgab. Irgendeinen Weg muss es doch immer geben…

Das Leben hat es mit der 40-jährigen Freya Dunhill teils sehr gut und dann doch wieder teils sehr schlecht gemeint. Geboren in die wundervolle Familie Ratchford ist Freya mit einer kleineren Schwester aufgewachsen und es hat ihr an nichts gefehlt. Noch heute ist ihre Familie ihr wichtigster Rückhalt und ihr sicherer Hafen. Eine Weile hat diese Rolle jedoch auch Evan Dunhill eingenommen. Eigentlich verfolgte die Brünette ja immer den Ansatz, dass Arbeit und Privatleben strikt zu trennen waren. Als Intelligence Officer bei der Army eine gute Devise, um sich größeren Herzschmerz zu ersparen. Doch dann kam Evan daher und für Freya war es Liebe auf den ersten Blick. Aus einem Date wurden viele, aus den vielen Dates eine Beziehung, aus der Beziehung eine Ehe und aus der Ehe letztlich eine Familie mit derwundervollsten Tochter, die sich je jemals hätte wünschen können. Freya war glücklich, sogar so glücklich, dass sie eine Weile ihren Job gerne aufgab, um einfach nur Mutter zu sein, auch wenn sie sich das nie hatte vorstellen können. Doch dann kam jenes Familienpicknick, das damit begann, dass sie ihrer Tochter das Fahrradfahren beibringen wollten und damit endete, dass ihre Tochter aufgrund der Fahrerflucht eines Betrunkenen starb. Danach ging alles irgendwie vor die Hunde. Während Freya unbedingt den Schuldigen finden wollte – und davon selbst heute nicht losgekommen ist – wollte Evan endlich einen Schlussstrich ziehen, um weitermachen zu können. Es endete darin, dass die Ehe scheiterte, auch wenn die Scheidung bisher von keinem von beiden eingereicht ist. Evan überließ das gemeinsame Haus in Parkville Freya und die wohnt darin, obwohl die Erinnerungen sie heute oft noch zu erdrücken scheinen. Doch das Leben geht weiter, auch wenn man es eigentlich nicht möchte, und wie es das Schicksal so will, kreuzen sich ihre Wege nun doch wieder auf berufliche Art und Weise…

Wie es ist alles zu verlieren, das hat die 36-jährige Elaine Kallaway schon kennengelernt. Aufgewachsen als Älteste von zwei Geschwistern musste sie früh Verantwortung übernehmen, denn ihre Eltern bevorzugten den Ansatz, dass sich ihr Nachwuchs schon selbst erzog. Also übernahm Elaine diese Rolle für ihren jüngeren Bruder. Trotz zweier Nebenjobs und der Fürsorge für Ben, legte die Blondine einen passablen Abschluss hin, entschied sich dann jedoch gegen das Studium – aus Geldgründen. Ein Glücksfall, wie sich erwies, kam sie so doch in der Detektei H & K Investigations unter, bei der sie heute noch arbeitet und inzwischen sogar ist. Zu verdanken hat sie das dem Besitzer der Detektei, Frank Harvey, der für sie zum Vaterersatz wurde und half, ihr verspätetes Kriminalistik-Studium zu bezahlen, was sie auch mit ihrem Freundeskreis aus der Secondary School wieder in Kontakt brachte. Alles hätte so schön sein können, wäre nicht in ihrem dritten Semester ausgerechnet ihr Bruder beschuldigt worden, zwei Frauen auf dem Campus überfallen zu haben. Danach ging alles vor die Hunde, auch wenn man ihn nie auch nur anklagen konnte. Elaine wurde von ihren Freunden gemieden, ihre Beziehung mit Erik zerbrach daran und Ben zog sich komplett zurück. Am liebsten hätte sie zu diesem Zeitpunkt alles hingeschmissen, aber das war keine Option. Sie musste für ihre Familie da sein. Und so biss Elaine sich weiter durch, mit einer gewissen Wut im Bauch und keiner sehr hohen Meinung mehr vom ganzen Polizeiapparat. Sie schloss ihr Studium ab, stieg Vollzeit in die Detektei mit ein und opferte der Arbeit ihr Privatleben. Auch wenn inzwischen fast zehn Jahre vergangen sind, hat sich an dieser Ausgangslage nicht viel geändert. Noch immer gibt sie alles für die Detektei und nimmt vor allem Fälle an, in denen die Polizei ihrer Meinung nach nicht alles versucht hat. Ihr eigenes Leben bleibt da zwischen all diesen Verantwortlichkeiten leider ein wenig auf der Strecke, was aber gar nicht so schlimm ist, gab es doch seit Erik niemanden mehr, dem sie ihr Herz schenken wollte.

Noch vor sechs Jahren brachte man Lynn Archers Namen vor allem mit Sportmagazinen und Surfwettkämpfen in Verbindung, denn die heute 31-Jährige hatte es geschafft, sich einen Traum zu erfüllen und ihr Hobby zum Beruf zu machen. Sie war Profisurferin. Ein schrecklicher Unfall sorgte jedoch nicht nur für das Ende ihrer Karriere, sondern auch für eine temporäre Querschnittslähmung. Lynns komplettes Leben wurde auf den Kopf gestellt und sie überstand die anschließende Berg- und Talfahrt vor allem dank ihrer Familie, die sie immer unterstützte. Heute kann sie wieder laufen und rein physisch hält sie nichts davon ab, sich wieder in die Wellen zu stürzen. Allerdings hat sie seit damals kein Board mehr angerührt und kann sich das auch nicht vorstellen. Zu groß ist die Angst einfach immer noch. Eine Weile arbeitete sie nach ihrem Unfall als Ernährungsberaterin, doch dieser Job machte sie einfach nicht glücklich. Heute hat der Strand sie zurück, denn auch wenn sie sich selbst nicht mehr die Wellen reitet, so zieht sie als Rettungsschwimmerin all diejenigen heraus, die das ein wenig zu übermütig machen. Sie liebt diesen Job und fährt dafür auch jeden Tag gerne nach Melbourne, denn seit zwei Jahren lebt sie nun bereits in Sunbury South, in der Nähe ihres Bruders und ihrer Familie. Alles in allem hat sie ihr Leben also wieder im Griff und genießt privat ihre Unabhängigkeit. Denn auch wenn ihre Mutter der Meinung ist, dass ein Partner an ihrer Seite doch schön wäre, wüsste Lynn derzeit nicht, wo sie den hernehmen sollte. Auch wenn da dieser Kerl ist, dem sie gerne auch einen zweiten Blick nachwirft…

Faye Callahan, geborene Cane, wurde vor 37 Jahren in Sunbury geboren, wo ihre Eltern die Cane River Ranch besitzen, eine Ranch für Schafe und Rinder. Als Kind war sie kaum von der Ranch wegzubewegen, wobei es ihr allerdings vor allem der Pferdesport angetan hat. Sie half ihren Eltern immer fleißig, nahm aber auch im Bereich des Westernreitens an diversen Wettkämpfen teil. So konnte sie unter anderem Erfolge in den Disziplinen Trail, Pole Bending und Barrel Racing feiern, allerdings immer nur bei lokalen Veranstaltungen. Mit ihrer Mutter war sie sich leider noch nie ganz grün, was besonders schlimm wurde, als ihre Jugendliebe, Jake Callahan, nach der Schule zum Militär gehen wollte und Faye überlegte, sich ihm anzuschließen. Der Streit eskalierte so sehr, dass ihre Mutter sie praktisch aus dem Haus trieb, weswegen Faye Sunbury den Rücken kehrte. Sie heiratete Jake und beide landeten bei den Forces. Als Combat Paramedic ausgebildet, diente sie bei den Royal Australian Army Medical Corps im Rang eines Lance Corporals.
Alles lief soweit ganz gut, bis vor ein paar Jahren ihr Vater verstarb. Ab da war es offensichtlich, dass ihre Mutter mit der Ranch überfordert war. Doch so gerne Faye auch helfen wollte, sie war die letzte Person, von der Evelyn Hilfe angenommen hätte, weswegen die Brünette sich letztlich einfach fernhielt. Jetzt allerdings hat sie erfahren, dass es um die Ranch wirklich schlecht steht und sie zum Verkauf steht. Gleichzeitig musste sie den absolut niederschmetternden Schicksalsschlag in Kauf nehmen, dass ihr Mann im Einsatz fiel. Faye sehnte sich nach einer Veränderung und der Möglichkeit, wieder auf die Beine zu kommen. Mithilfe der Lebensversicherung ihres Mannes und der Unterstützung ihrer Schwiegereltern kaufte die 37-Jährige die elterliche Ranch und kommt damit zurück nach Sunbury. Fürs Erste kommt sie bei Freunden unter, um ihrer Mutter nicht immer über den Weg laufen zu müssen, aber nachdem es nun gilt, ihre Ranch wieder auf Vordermann zu bringen, kann das natürlich keine Dauerlösung sein. Wie sie das alles stemmen soll, da hat Faye noch nicht so richtig viel Ahnung. Sie weiß nur, dass sie ihr altes Zuhause nicht auch noch verlieren will…

Für ihre 25 Jahre ist Cara schon verdammt erwachsen – und das seitdem sie 12 Jahre alt ist, wenn man es genau nimmt. Die junge Sanders musste einfach schnell selbstständig werden, denn aufgrund ihrer Depressionen konnte ihre Mutter nicht immer die Mutter sein, die sie gerne sein wollte. Cara hat sie trotzdem geliebt und war immer für sie da, ihr Verlust war ein herber Schlag. Auch die Verbindung zu ihrem Vater ist eng und vielleicht auch der Grund, warum sie noch immer in ihrem Elternhaus in Sunbury wohnt, obwohl sie inzwischen in Melbourne Jura studiert. Sie fährt nicht gerne Auto, aber die Pendelei nimmt sie trotzdem in Kauf, denn in dem Haus stecken so viele Erinnerungen an ihre Mutter, dass sie es nicht aushalten könnte, wenn es nach und nach verkommt und irgendwie wäre das mit Sicherheit der Fall, so oft wie ihr Vater beruflich unterwegs ist. Manchmal ist sie deswegen durchaus einsam, ist es doch schwer so richtig gut Kontakte zu knüpfen, wenn man gefühlt nie da ist. Aber Cara will sich das gar nicht eingestehen, sie sieht es viel lieber als Selbstständigkeit und Freiheit an, was sie da hat. Und wer braucht schon einen Mann? Sie jedenfalls kommt sehr gut alleine zurecht! Vielleicht ist es ihr auch deswegen ein Dorn im Auge, dass ihr Vater einem alten Freund Asyl gewährt hat. Er bringt nicht nur alles durcheinander, er ist auch einfach immer da und muss sich einmischen. Lediglich der Fakt, dass Cara noch nie jemandem Hilfe verweigern konnte und er ganz offensichtlich Hilfe braucht, hat sie zustimmen lassen. Und wenn sie nach und nach mit einem Mal sogar ein wenig glücklich darüber ist, dass sie plötzlich nicht mehr ständig alleine ist, dann muss das ja niemand wissen…

Mit 40 Jahren hat Jonah Langford schon einiges erlebt und gesehen. Sein Leben begann mit einer nicht unbedingt glücklichen Kindheit, die aber so viel besser wurde als sein gewalttätiger Vater ins Gefängnis kam. Von da an ging es bergauf. Er schlug den Weg eines investigativen Journalisten ein und ist heute als Angestellter der Melbourner Zeitung The Age für die Bereiche Politik, Wirtschaft, auswärtige Angelegenheiten und Menschenrechte zuständig. Dabei lässt ihn dieser Job nicht nur im Inland herumkommen, sondern hat ihn auch schon ins Ausland geführt. Während ein paar Wochen in Mexiko lernte er sogar eine Internetbekanntschaft kennen, die er schon längst geheiratet hätte, wäre sie in Australien ansässig gewesen. So aber konnte er sie zwar kennenlernen, aber ein Happy End gab es nicht, auch wenn die Dame heute noch manchmal in seinen Gedanken herumspukt. Und andere Frauen kommen und gehen eben. Jonah hat nicht wirklich den Drang nach einer festen Beziehung, Affären und ONS reichen doch vollkommen. Und unter dieser Prämisse lebt er heute eigentlich ein sehr erfolgreiches und angenehmes Leben. Während man ihn unter der Wochen in seinem Apartment in Melbourne findet, kehrt er am Wochenende oft nach Sunbury in sein Elternhaus zurück, was seine Mutter ihm und seinem jüngeren Bruder Dominic überlassen hat. In seinen Augen hat er alles, was er sich wünschen könnte, außer vielleicht einer neuen spannenden Story, über die er berichten könnte. Dass das Leben anderes mit ihm vorhat, das ahnt er noch nicht.

Dass Geld allein nicht glücklich macht, war etwas, was Ariel schon früh lernte. Als einzige Tochter des wohlhabenden Ehepaares Forsythe, mangelte es ihr sicher nie an materiellen Dingen in ihrer Kindheit. Immer die schönsten Kleider, die teuersten Spielzeuge, die tollsten Geburtstagsparties, das war normal. Und da wurde Ariel auch gar nicht gefragt, denn man musste schließlich ein gewisses Bild nach außenhin präsentieren. Dabei war das nie das, was Ariel wollte. Aber statt Liebe und Zuneigung, hatte sie vielbeschäftigte Eltern und eine Kindheit voller Erwartungen, die sie gefühlt nie erfüllen konnte. Kein Wunder, dass die Rebellion nicht lange auf sich warten ließ. Wie die heute 36-Jährige unbeschadet durch die Schulzeit gekommen war, weiß sie selbst nicht, aber kaum hatte sie den Abschluss in der Tasche und war praktisch schon für das Wirtschaftswissenschaftsstudium angemeldet, wurde sie schwanger, von einem Kerl, der selbst noch grün hinter den Ohren war. Ihre Eltern schickten sie zu ihrer Tante nach Sydney, wo sie das Kind bekommen und zur Adoption freigeben sollte, doch Ariel hatte andere Pläne. Sie behielt das Kind, blieb eine Weile bei ihrer Tante und kehrte damit ihren Eltern den Rücken. Etwas aus ihr geworden ist trotzdem und ihre Tochter ist eh ihr größtes Glück. So vergingen die Jahre und Ariel dachte selten an Sunbury oder gar Ted, ihren ersten großen Schwarm, mit dem zu ihrem Bedauern tatsächlich nie etwas gelaufen ist. Stattdessen machte sie sich einen Namen als Radiomoderatorin und zog Brooke groß. Bis sie auf einmal wieder Cole, Brookes Vater, gegenüberstand und die den Wunsch äußerte, studieren zu wollen. Mit einem Mal verselbstständigte sich ihr Leben schneeballartig. Während es für Ariel nur zwei nette Abende in einer Bar waren, sprach Cole auf einmal von einer neuen Chance, die sie hatten. Außerdem musste sie wieder Kontakt zu ihren Eltern aufnehmen, um an das Geld für Brookes Studium zu kommen. Und auf einmal sitzt sie wieder in einer Apartment in Sunbury East, moderiert dort die Morgen-Show des lokalen Radiosenders, sitzt jeden Freitagabend bei einem meist unangenehmen Dinner bei ihren Eltern und geht auf Dates mit einem Mann, mit dem sie damals nur geschlafen hat, weil das das letzte war, was ihre Mutter gewollt hatte. Alles in allem ist es also nicht unbedingt das Leben, was sie sich vorgestellt hat. Aber für Brooke macht sie nun einmal alles und dass sie jetzt Ted wieder ab und an über den Weg läuft, macht die Sache auch ein klein wenig besser.